Herrenjörgenhof

Prechtal, 2016

 

Architektur als Fragment

Geschichte kann man nicht in einem Objekt festhalten, sie wird immer wieder mit neuen Schwerpunkten erzählt. Es gibt keine übergreifende Architektur, die Haltung kann nur eine fragmentarische Wirklichkeitstreue sein.Denkmalpflegerische und neue Nutzungskonzepte gehen Hand in Hand, dabei finden forschende Eingriffe in die historische Substanz statt.Das Skelett des historischen Gedächtnisses wird bloßgelegt, offen gelassen, überdeckt und ergänzt, um die Lücken des Gebäudes für die neue Nutzung zu füllen, ohne die Wunden der Zeit zu verdecken.

 

Erläuterung

Im Prechtal wurde einer der ältesten Höfe von Grund auf saniert und baulich ergänzt.

Es handelt sich um ein Höhenhaus, das parallel zum Hang steht.

In den Fünfzigerjahren wurde der Wohnteil und Teile der unteren  Tenne  umgebaut. Dabei wurde die ursprüngliche Bohlenkonstruktion entfernt.

Nach der Bauaufnahme konnten wir in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt feststellen, dass sich der gesamte Dachstuhl und im umgebauten Teil die ehemalige Stubendecke im Urzustand befanden. Diese galt es zu sichern und  durch geeignete Maßnahmen zu ergänzen.

Dabei  haben wir uns auf wenige Materialien beschränkt. Weißtanne für alle Holzbauteile, geölter Stahl für Beschläge und Geländer und Stampfbeton für die Massivbauteile im Bereich Küche und Bad. Die Betonwände und Decken sind als Wärmespeicher für die Heizung ausgelegt. Im Innenbereich dominieren Weißtanne, Stampfbeton, Schwarzwälder Granit und sägeraue Eichendielen.Diese naturnahen Oberflächen erzeugen ein haptisches Erlebnis, das über das bloße Betrachten hinausgeht.

Der Außenbereich wird durch Mauern aus Stampfbeton  mit Feldsteinen terrassiert, die Flächen mit Granitpflaster bzw. Granitplatten belegt.

Der Hof verändert mit dem Wetter seinen Charakter.Die Witterung hinterlässt Spuren auf den porösen Materialien, wie Holz, in Form von Schindeln, Balken, Zäune, und selbst das geölte Eisen verändert sich. Das Wasser bildet klar erkennbare Formen auf den verschiedenen Oberflächen.

Außen und Innen, Natur und Bauwerk finden zusammen.